Paški Sir
Paški Sir, auch Pager Käse genannt, ist ein würziger Hartkäse aus Schafsmilch von der adriatischen Insel Pag in Kroatien. Paški Sir gilt als der bekannteste kroatische Käse, obwohl die Produktionsmenge relativ begrenzt ist .
Der Käse wird ausschließlich aus der Milch der etwa 40.000 Schafe der Rasse Paška Ovca gewonnen, einer besonderen Schafsrasse, die es praktisch nur auf der Insel Pag gibt. Die Schafe ernähren sich von der kargen, mit Meersalz bedeckten Flora der Insel, die ihrer Milch eine ganz besondere Würze verleiht.
Geschichte des Paški Sir
Die zerklüftete Insel Pag liegt in der Adria direkt vor der Küste Kroatiens. Es ist ein karstiges, trockenes und windiges Eiland, auf dessen Karstweiden nur wenige Pflanzen wachsen. Die rund 40.000 bis 45.000 Schafe, die sich dort völlig frei bewegen können, ernähren sich vorwiegend von den etwa 250 wildwachsenden und salzhaltigen Kräutern, die ihrer Milch ein ganz besonderes Aroma geben. Bei diesen Kräutern handelt es sich überwiegend um Salbei, wilden Fenchel, Thymian, Strohblume, Lack-Zistrose, Christusdorn, Kirschlorbeer und andere robuste Pflanzen. Besonders der Pager Salbei ist sehr bekannt. Salbeihonig ist, neben dem Pager Käse und dem Pager Meersalz, einer der wichtigsten Exportgüter der Insel.
Die Insel Pag liegt in unmittelbarer Nähe zum Velebit Gebirge auf dem kroatischen Festland. Hier entsteht der berüchtigte kalte Fallwind Bura (ital. Bora) durch das Aufeinandertreffen von warmen und kalten Luftmassen auf den Gipfeln des Gebirgszug. Die Bura stürzt an den Hängen des Velebit hinab auf das offenen Meer, wo der Wind salzhaltige Luft aufnimmt. Diese lagert sich dann in Form von feinsten Salzstaub auf der ganzen Insel ab. Dieses Salz, das die Bura vor allem im Winter über die Insel trägt, ist der Grund, weshalb die Insel so unwirtlich ist und nur die besonders robusten Gräser und Kräuter überleben.
Schafzucht schon seit der Antike
Die Schafzucht und die Herstellung von Käse aus der Schafsmilch gibt es vermutlich bereits seit der frühen Antike auf der Insel Pag. Man nimmt an, dass bereits die Liburner, Angehörige eines illyrischen Stammes, die um 800 v. Chr. die Insel besiedelten, sich Schafe hielten, deren Fleisch sie aßen, deren Wolle sie zu Kleidung und deren Milch sie zu Käse verarbeiteten. Der erste schriftliche Nachweis auf Schafskäse von der Insel Pag stammt aus einem Reisebericht des italienischen Geistlichen, Naturphilosophen und Universalgelehrten Alberto Fortis (1741 – 1803) aus dem Jahr 1774. Fortis schreibt, dass die wichtigsten Erzeugnisse der Insel Pag das Meersalz, der Salbeihonig, die Wolle und der Käse sind. An dieser Tatsache hat sich bis heute nur wenig geändert.
Die Schafrasse Paška Ovca kam im 18. oder 19. Jahrhundert auf. Schafe dieser Rasse sind mit einem Gewicht von etwa 24 bis 35 kg relativ klein, sie sind aber sehr robust und anpassungsfähig. Außerdem sind sie sehr bescheiden, was ihre Ernährung betrifft. Die Schafe haben eine geringe Milchleistung von nur etwa 120 l pro Schaf pro Laktationsperiode.
Noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Weiden, auf denen die Schafe grasten, Eigentum aller. Die Schafe und die Schäfer konnten sich überall auf der Insel frei bewegen. Die Schafhirten bauten sich an den Hängen außerhalb der Ortschaften kleine Steinhäuser („Stani“). Hier wohnten die Männer, kümmerten sich um die Schafe, molken sie und machten in ihren Steinhütten Käse aus der Schafsmilch.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts gingen die Weiden allmählich in Privatbesitz über und die Besitzer zäunten sie mit Steinmauern ein. Die Hirten verließen ihre kleinen Steinhäuser und gingen wieder zurück in die Ortschaften der Insel. Die stani wurden faraufhin nur noch als Schutzhütten, Unterschlupf und Behelfsunterkünfte benutzt. Von nun an gingen die Männer nur noch tagsüber hinaus, um sich um die Schafe zu kümmern und um sie zu melken. Die Milch brachten sie zurück in die Dörfer und die Frauen übernahmen dort das Käsen.
Mit der Zeit wurde der Schafskäse auf der Insel nicht mehr nur für den Eigenbedarf produziert, sondern auch auf den Märkten verkauft. Die einzelnen Höfe begannen damit, sich zu größeren Genossenschaften zusammenzuschließen. Diese konnten die Anstrengungen bündeln, in dem sie die Milch mehrerer Höfe einsammelten und an einer einzelnen Produktionsstätte zu Käse vearbeiteten. Heute wird der Großteil des Pager Käses in solchen größeren Käsereien hergestellt.
Im Jahr 2005 gründete sich der „Verein der Erzeuger des Pager Käse“, zu deren Mitgliedern alle registrierten Erzeuger des Pager Käse zählen. Der Verein bemüht sich darum, für den Paški Sir einen EU-weiten Gebietsschutz zu erwirken.
Begrenzte Menge
Paški Sir wird nur während der Zeit von Ende Dezember/Anfang Januar bis Juni hergestellt, in der auf Pag die Lämmer zur Welt kommen und infolgedessen die Schafe Milch geben. Nachdem die Lämmer gestillt wurden, reicht die Milch eines Schafes noch für etwa 0,75 bis 1 Liter. Für 1 Kilogramm Paški Sir werden etwa 7 Liter Schafsmilch benötigt, also ungefähr die Milch von 10 Schafen. Durch die geringe Milchleistung und auch durch die eher geringe Zahl der Schafe ist die Jahresproduktion des Paški Sir begrenzt. Sie beträgt lediglich etwa 250 Tonnen. Ein Großteil davon wird in Kroatien selbst verzehrt, der Rest wird exportiert.
Die meisten Schafe auf der Insel Pag werden nach wie vor von Hand gemolken. Es gibt auf der Insel noch etwa 100 Bauern, die Milch für den Pager Käse produzieren. Die Milch wird zu Sammelstellen gebracht und von dort aus zu den Molkereien auf der Insel transportiert, die aus ihr Käse machen.
Herstellung von Paški Sir
Zur Herstellung von Paški Sir wird die Morgen- und Abendmilch der Schafe auf etwa 30° bis 32°C erwärmt und dann während etwa 30 Minuten mit Lab dick gelegt. Die Gallerte wird dann auf Weizenkorngröße zerkleinert und auf 40° bis 42°C erwärmt. Dann lässt man die Molke ab. Aus ihr wird später skuta (s.u.) hergestellt.
Die Masse wird dann in eine Wanne gegeben und dann vorgepresst.Der vorgepresste Käsebruch wird in Formen abgefüllt und darin über mehrere Stunden gepresst. Dann werden die Laibe für zwei Tage in Salzlake getaucht.
Anschließend reifen die Laibe auf Holzdielen bei einer Temperatur von 14° bis 18° C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 75% bis 85% in Kalksteinhöhlen oder in speziellen Reifekellern.. Die Mindestreifezeit beträgt 60 Tage; der Käse kann aber auch bis zu 2 Jahren reifen. Während des Reifungsprozesses wird der Käse täglich gewendet, gewaschen und geölt. Traditionell kann der Käse aber auch mit Asche bestrichen oder in Most eingetaucht werden, damit dessen Reife verlängert werden kann.
Skuta
Aus der Molke, die bei der Herstellung des Pager Käses anfällt, kann der Frischkäse skuta (Pager Weißkäse) hergestellt werden. Hierbei wird die Molke ähnlich wie beim Ricotta erhitzt und das geronnene Milcheiweiß abgeschöpft. Die Masse lässt man dann in Leinentüchern bis zur gewünschten Konsistenz abtropfen. Skuta hat einen mild-cremigen Geschmack und einen Fettgehalt von nur etwa 0,8% i.Tr. Er eignet sich gut als Ricottaersatz und wird zum Backen und Kochen verwendet. Er kann auch als Ersatz für Brimsen zur Herstellung von Liptauer verwendet werden.
Aussehen und Geschmack
Fertig gereifter Paški Sir ist ein zylindrischer Käse mit einem Gewicht von etwa 2 bis 3 kg. Die Farbe ist gelblich und dunkelt mit zunehmender Reife nach. Der Teig wird trockener und bröckeliger, je älter der Käse wird. Das Aroma erinnert an Kräuter und Gras, der Geschmack ist komplex mit Kräuternoten und Salz sowie einer milden Cremigkeit und erinnert etwas an eine Mischung aus Manchego und Pecorino.
Paški Sir wird wegen seines außergewöhnlichen und würzigen Geschmacks von Feinschmeckern und Käseexperten auf der ganzen Welt geschätzt und hat schon zahlreiche Preise gewonnen. Er passt gut zu Feigen oder Quittenmus.
Getränkeempfehlung
Zum Paški Sir passen Rotweine wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Terran aber auch leichte, trockene Weißweine wie die kroatischen Paški posip, Paške žutice oder Graševina sowie Welschriesling oder Riesling
Steckbrief Paški Sir
Name: Paški Sir Gebietsschutz: Herkunft:Milchart:Käseart: Fettgehalt: 45% i.Tr. Geschmack: mild, würzig Aroma: pflanzlich, blumig, würzig |