Nieheimer Käse


Nieheimer Käse ist ein Sauermilchkäse aus dem Städtchen Nieheim (Kreis Höxter, Ostwestfalen-Lippe) in Westfalen. Nieheimer Käse ist seit 2010 als g.g.A.-Käse (geschützte geographische Angabe) EU-weit geschützt (PDF-Datei). Nieheimer Käse wurde von der deutschen Sektion von Slow Food in die “Arche des guten Geschmacks” aufgenommen als besonders schützenswerte und vom Aussterben bedrohte regionale Spezialität.

Geschichte des Nieheimer Käse

Sauermilchkäse haben in Deutschland eine lange Tradition. Bereits vor Christi Geburt wurden in Deutschland Sauermilchkäse hergestellt, sie gelten als eine der wenigen urdeutschen Käseerfindungen. Früher wurde Sauermilchkäse fast überall in Deutschland hergestellt, heute beschränkt sich die Herstellung großteils auf einige wenige Regionen wie Hessen (Handkäse, Kochkäse), der Pfalz (Mainzer Käse) oder in Sachsen-Anhalt (Mürschwitzer Milbenkäse).

Nieheimer Käse wird seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Bauernhöfen der Umgegend hergestellt. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird der Nieheimer Käse im Jahr 1858 in einem Zeitungsartikel, in dem er hochgelobt wird. Die besondere Landschaft (so genannte „Flechthecken“: eine Art natürlicher Zaun aus Haselnusshecken und eingeflochtenen Weidenzweigen) ergibt besonders saftige Wiesen mit vielen Kräutern die der Nieheimer Milch einen ganz besonderen Geschmack und ein besonderes Aroma verleihen, das den Nieheimer Käse besonders gut schmecken lässt. In diesen Hecken wächst außerdem wilder Hopfen, in dessen Blätter der Nieheimer Käse früher eingewickelt wurde. Man nennt den Nieheimer Käse aus diesem Grund auch manchmal „Hopfenkäse“.

Der Nieheimer Käse wurde bald nicht nur in der Region sondern auch im Ausland wie bspw. in Holland, England und Frankreich bekannt und beliebt und die Zahl der herstellenden Betriebe stieg stetig. Im Jahr 1927 gab es in Nieheim ca. 80 Hauskäsereien, doch dieser Bestand nahm allmählich ab. Nach dem Krieg waren es noch rund 30 Käsereien, heute wird der Nieheimer Käse nur noch von zwei Käsereien am Ort hergestellt.

Herstellung von Nieheimer Käse

Zur Herstellung von Nieheimer Käse lässt man Magermilch sauer werden. Anschließend wird die Milch auf 40 bis 50°C erhitzt, wobei das Eiweiß gerinnt und sich als Magerquark absetzt. Dieser wird mit einem Tuch herausgehoben und abgetropft. Anschließend wird der Quark fein gemahlen oder geklopft und kommt zur Reifung für 3 bis 5 Tage in einer Holzform an einen warmen Ort. Wenn sich die Masse gelblich verfärbt hat, ist der Quark durchgereift und die Reifung wird gestoppt, indem dem Quark Salz untergemischt wird. Gleichzeitig wird ggf. auch Kümmel unter die Quarkmasse gerührt. Der Teig wird geknetet, zu einer Rolle geformt und dann mit einer Schneidharfe in Taler geschnitten. Die kleinen Taler werden anschließend einzeln auf Käsebretter gelegt und kühlen auf diesen aus. Anschließend wird der Käse luftdurchlässig verpackt, da er nur so atmen und langsam austrocknen kann. Die Verpackung kann zusätzlich in einer schützenden Schicht Hopfenblätter bestehen. In diesem Fall ist ein Hinweis auf diese Verpackungs- bzw. Darreichungsvariante üblich.

Aussehen und Geschmack

Fertig gereifter Nieheimer Käse hat eine zylindrische Talerform mit einem Durchmesser von etwa 4 bis 4,5 cm, einer Höhe von etwa 2 bis 2,5 cm und einem Gewicht von etwa 35 gr. Das Äußere ist glatt und ggf. mit Hopfenblättern belegt zur besseren Haltbarkeit. Die Farbe ist gelblich bis graugrün. Der Teig des Nieheimer Käses ist glatt, ohne Löcher und gleichmäßig gefärbt und kann mit Kümmel durchsetzt sein. Da beim Nieheimer Käse, im Gegensatz zu anderen, ähnlichen Sauermilchkäsen die Reifung durch die Zugabe von Salz gestoppt wird, hat er keinen Quarkkern wie manch andere Käse dieser Art. Nicht durchgereifte Quarkteilchen entsprechen nicht dem gewünschten Erscheinungsbild. Je nach Alter kann der Käse schnittfest bis reibefähig sein. Der Geschmack des Nieheimer Käses ist rein, scharf, pikant und ggf. mit einer Kümmelnote. Der Fettgehalt beträgt nur rund 1% i. Tr.

In Nieheim findet alle zwei Jahre am ersten Septemberwochenende ein Käsefest statt. Auf dem „Deutschen Käsemarkt“ werden über 500 verschiedene handwerklich hergestellte Käse aus Deutschland und Europa vorgestellt. Die nach eigenen Angaben „längste Käsetheke Deutschlands“ lockt jedes Mal rund 60.000 Besucher an.

Autor

  • Jürgen ist gelernter Koch und staatlich geprüfter Hotelbetriebswirt. Er war u.a. als Küchenchef in einem Hotel einer großen, internationalen Hotelkette tätig. Jürgen hat neben seinem Abschluss zum staatlich geprüften Hotelbetriebswirt, diverse Aus- und Weiterbildungen im Bereich Gastronomie absolviert. Er ist ist u.a. Träger des Meisterpreises der Bayerischen Staatsregierung und Anerkannter Berater für Deutschen Wein.
    Jürgen ist seit über 20 Jahren im Onlinebereich tätig. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor den Bereichen Essen und Trinken, wo er sich besonders für traditionelle, unverfälschte Lebensmittel und Getränke, deren Herstellung und natürlich deren Genuss interessiert.

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Steckbrief Nieheimer Käse

Name: Nieheimer Käse
Gebietsschutz: Geschützte geograpische Angabe (g.g.A.)
Herkunft:Milchart:Käseart:
Fettgehalt: 1% i.Tr.
Geschmack: würzig, pikant
Aroma: milchig-sahnig, würzig