Industriel

Industriel bzw. Fromage Industriel ist die Bezeichnung für eine von vier zugelassenen Herstellungskategorien bei französischen Käsesorten, die als Appellation d’Origine Contrôlée (AOC; etwa kontrollierte Herkunftsbezeichnung) ausgezeichnet und geschützt sind.

Die anderen zugelassenen Herstellungskategorien sind Fermier (Milch vom eigenen Hof darf nur auf dem Hof in traditioneller Weise zu Käse verarbeitet werde), Artisanal (Ähnlich wie Fermier, der Bauer darf aber auch Milch von anderen Höfen zukaufen) und Coopératives (Milch wird von den Mitgliedern einer Genossenschaft geliefert und in einer einzigen Molkerei zu Käse verarbeitet).

Kriterien

Bei der Herstellungskategorie „Industriel“ wird die Milch für den Käse von einer ganzen Reihe von Bauernhöfen und großen Milchproduzenten eingekauft, die sich auch zum Teil weit von der Molkerei entfernt und sogar außerhalb Frankreichs befinden können. Käse der Herstellungskategorie Industriel wird industriell und in großen Mengen hergestellt und vermarktet.

„Industriel“ ist in Sachen Vorschriften für die Herkunft der Milch, dem Ort der Herstellung des Käses und die Reifung die „lockerste“ der vier Herstellungskategorie für französischen Käse.

Oft werden die industriell hergestellten Käse mit einem großen Werbebudget vermarktet. Nicht selten geben die Hersteller ihnen den Anschein einer alten, traditionellen Käsesorte, die nach überlieferten Rezepturen auf handwerkliche Art und Weise hergestellt werden ( Chaumes, Etorki). Die Namensgebung ist häufig fantasievoll (Babybel, La vache qui rit), manchmal werden zur Namensgebung auch einfach falsche Orte oder gar Heilige „erfunden“ (Saint Albray, Saint Agur)

Auswirkungen auf den Käse

Der Sektor der industriellen Käsefertigung in Frankreich wird von einer Handvoll Akteuren dominiert. Unter ihnen befinden sich die französischen Konzerne Lactalis (u.a. die Marken Le Président, Société, Salakis, Galbani), Savencia SA (Früher Bongrain, u.a. Bresso, Caprice des Dieux, Chaumes, Etorki, Fol Epi, Géramont, Henri, Le Tartare, Rambol, Saint Albray und Saint Agur), Bel ( Babybel, Boursin, kiri, Leerdammer, La vache qui rit), Soodial (u.a. Le Rustique, Cœur de Lion) und Eurial (u.a. die AOP-Ziegenkäse Sainte-Maure de Touraine, Pouligny-saint-pierre, Chabichou du Poitou).

Die Milch für die Käseherstellung wird zum allergrößten Teil standardisiert, pasteurisiert und homogenisiert. Sie wird von verschiedenen Milchproduzenten aus allen Himmelsrichtungen eingesammelt und zusammen gemischt um immer das gleiche Ausgangsprodukt zu haben. Dadurch gehen lokale Besonderheiten und Charakteristika der Milch verloren. Dies hat zur Folge, dass Industriel-Käse – im Gegensatz bspw. zu Fermier oder Artisanal-Käse – immer, überall und zu jeder Zeit gleich schmeckt. Verbraucher können sich also darauf verlassen, dass ihr Käse immer gleich aussieht und schmeckt. Gleichzeitig ist der Käse auf einen Massengeschmack optimiert. Industriell hergestellter Käse ist immer milder und flacher in Geschmack und Aroma, als ein vergleichbarer Käse, der handwerklich hergestellt wurde. Kritiker werfen den industriellen Großmolkereien u.a. genau das vor: Dass ihr Käse nämlich immer gleich schmeckt und es keine regionalen und jahreszeitlichen Unterschiede im Geschmack des Käses gibt. Außerdem sprechen sie dem Industriekäse jeglichen eigenständigen Charakter ab.

Durch die hochspezialisierten, automatisierten und optimierten Herstellungsprozesse ist der massenhaft hergestellte Industriekäse auch günstiger in der Herstellung und damit auch im Verkauf. Viele Verbraucher greifen daher immer mehr zum billigeren „Einheitskäse“. Als Folge steigt der Anteilder Industriel-Käse am französischen Käsemarkt stetig an, während der Anteil der Fermier- oder Artisanal-Käse kontinuierlich sinkt.

Verfügbarkeit von Industriel-Käse

Industriel-Käse wird in großen Mengen hergestellt. Er ist in der Regel in ganz Frankreich erhältlich, viele Sorten werden auch ins Ausland exportiert. Zahlreiche Sorten und Marken sind in Supermärkten auf der ganzen Welt erhältlich.

Autor

  • Jürgen ist gelernter Koch und staatlich geprüfter Hotelbetriebswirt. Er war u.a. als Küchenchef in einem Hotel einer großen, internationalen Hotelkette tätig. Jürgen hat neben seinem Abschluss zum staatlich geprüften Hotelbetriebswirt, diverse Aus- und Weiterbildungen im Bereich Gastronomie absolviert. Er ist ist u.a. Träger des Meisterpreises der Bayerischen Staatsregierung und Anerkannter Berater für Deutschen Wein.
    Jürgen ist seit über 20 Jahren im Onlinebereich tätig. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor den Bereichen Essen und Trinken, wo er sich besonders für traditionelle, unverfälschte Lebensmittel und Getränke, deren Herstellung und natürlich deren Genuss interessiert.

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